Fahrzeuge, Hintergründe
Aus dem Luftschutzbunker erklingt das Dü-Da-Do
Auch exakt 100 Jahre nach seiner Einführung erklingt das Dü-Da-Do der Postautos aus drei Schallbechern aus Messing. Das Posthorn entsteht in Handarbeit im Emmental. Ein Blick hinter die Kulissen – und in den Luftschutzkeller, in dem sie gestimmt werden.
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Video Posthorn Produktion
Drei Metalltrompeten aus Messing, verbunden durch einen Kompressor aus Aluminium, bilden zusammen das Posthorn. Dieses ist auf der Unterseite der Postautos befestigt, wird mit einem Kompressor betätigt und warnt mit 120 Dezibel Lautstärke entgegenkommende Fahrzeuge, um Kollisionen zu vermeiden. Vor 100 Jahren, 1924, liess das erste Postauto das Dü-Da-Do erklingen. Rund 700 Postautos, die vor allem in Bergregionen unterwegs sind, sind heute noch mit dem Horn ausgerüstet.
Jährlich muss PostAuto höchstens 30 neue Posthörner bestellen. Denn ihre Oberfläche ist kugelgestrahlt und vernickelt und trotzt Nässe, Salz, Kälte und Hitze. So haben die Hörner eine lange Lebensdauer und werden jeweils vom alten ans neue Postauto gezügelt. Nie wird ein Postauto mit einem Posthorn weiterverkauft, vorher wird das Horn demontiert. Denn da Dü-Da-Do ist ein untrennbar mit der Marke PostAuto verknüpft
Zwei öV-Ikonen
Es braucht etliches an Erfahrung und Geschick, um den unverwechselbaren Dreiklang zu erzeugen. 80 Einzelteile fügen die Mechaniker an einem ganzen Arbeitstag in Handarbeit zusammen. Das Unternehmen Moser-Baer AG in Sumiswald im bernischen Emmental ist seit 70 Jahren exklusive Produzentin des Posthorns. Die Firma hat sich stark weiterentwickelt, lebt mittlerweile zu 90 Prozent vom Export und ist spezialisiert auf Medizintechnik und Zeitsysteme. Das Dreiklanghorn für 2000 Franken pro Stück bildet eine kleine Nische in ihrem Sortiment.
Eine weitere öV-Ikone hat da schon einen etwas prominenteren Auftritt: In den gleichen Räumen wie das Posthorn werden unter der Marke MobatimeTarget not accessible die SBB-BahnhofsuhrenTarget not accessible hergestellt und zusammengebaut.
Gehörschutz inklusive!
Auf der Werkbank der Schlosserei in Wasen landen auch ramponierte Hörner, die René Schaffer wieder in Schuss bringt. «Sie müssen möglichst oft betätigt werden, denn beim Hupen pusten sie auch die Schmutzpartikel weg. So können sie jahrzehntelang ihren Dienst verrichten», weiss der Mechaniker von Moser-Baer. Eins ist sakrosankt: Kein Horn verlässt die Firma, das nicht gestimmt wurde. Der Dur-Dreiklang «cis-e-a» aus der der Ouvertüre zu Gioachino Rossinis «Wilhelm Tell» muss sauber erklingen.
Um die Hörner stimmen zu können, ohne dass die Kollegen und Kolleginnen einen Hörschaden erleiden, steigt René Schaffer regelmässig in den Luftschutzkeller hinunter. Hinter drei dicken Türen testet er – mit Ohrstöpseln und Pamir-Kopfhörern geschützt – mit einem Messgerät und einer Uhr, ob Tonfolge, Lautstärke und Geschwindigkeit des Dreiklangs auch wirklich stimmen. Selbst für die Kollegen in der Werkstatt einen Stock höher ist das Dü-Da-Do noch deutlich zu hören. «Das ist Musik in unseren Ohren. Das Posthorn ist nicht nur ein Stück Schweiz, sondern auch ein Teil von unserer Firma», sagt Janos Horak, Produktionsleiter der Uhrenanlagen und Posthörner bei der Moser-Baer AGTarget not accessible.